Rotthier Philippe wurde im Jahre 1941 geboren. Abschluss in Architektur in La Cambre in Brüssel im Jahr 1964. Als Gründungspartner, arbeitet er mit André Jacqmain im Atelier d’Architecture de Genval von 1965 bis 1972.
In seiner Jugend bereiste er die halbe Welt, von der nördliche Hemisphäre bis in den Süden, auch alle Arten von Inseln lagen auf der der Rute: die Azoren, die Kanarischen Inseln, Irland, die Hebriden, die Shetlandinseln, Färöer-Inseln, Island, Grönland und die Disko-Bucht. In allen von ihnen bemerkte er vor allem die Art der Konstruktionen, Techniken und Formen, die später seinen Studien dienen würden.
Im Jahr 1973 ließ er sich in Ibiza nieder, wo er 80 Häuser getreu dem Stil der einheimischen ibizenkischen Architektur gebaut und renoviert hat. Das Ergebnis seiner Studien der Volksarchitektur und traditionelle Lebensweise Ibizas veröffentlichte er 1984 in ‚Ibiza. Le palais paysan ‚, eine vollständige Abhandlung über die technischen Kenntnisse der traditionellen ibizenkischen Konstruktion im Zusammenhang mit der Mythologie und all ihren Ritualen. Diese Arbeit der Beobachtung und Forschung verbindet sich mit seiner Tätigkeit als Konstrukteur, und die Häuser die er in Ibiza baut sind die Ausnahme in der touristischen Mega-Struktur der 70er und 80er Jahre.
1. Der Hafen von Ibiza Ibiza in den 70er Jahren (Photo: Biblioteca de la Facultad de Empresa y Gestión Pública Universidad de Zaragoza CC BY 2.0/ 2. Finca Can Frare Verd (Foto: JanManu CC BY-SA 3.0 (Changes made. Link to original)
Philippe Rotthier spielte auch eine aktive Rolle im Erhalt des architektonische Erbe von Ibiza, vor allen Dingen durch die Taller d’Estudis de l’Habitat Pitiús (TEHP), die er im Jahr 1985 gründete. Darüber hinaus gründete er bereits im Jahr 1982 den Europa-Preis der Wiederaufbau der Stadt und im Jahr 1986 die Stiftung für Architektur in Brüssel.
Die Häuser an deren Bau der belgischen Architekten beteiligt war, wurden mit traditionellen Techniken erstellt und sein Design zielte darauf ab, ein Maximum von Autarkie zu erteilen. Rotthier entwickelte sich zu einem Spezialisten der archaischen Wohnstätten, als einer der wenigen Architekten der Balearen die zu dieser Zeit das Wissen und Reife hatte Häuser zu bauen, die mit dieser tausendjährigen Tradition verbunden waren.
© Kelosa | Ibiza Selected Properties
Sein persönlicher Stil ist praktisch unsichtbar in der überwiegenden Mehrheit seiner Werke, auch in den Neubauten, die zur Verwechslung ähnlich sind mit den Rehabilitationen von Ibizenkischen Fincas. Trotzdem sucht seine Architektur die archaische Tradition und die moderne Art des Lebens zusammen zu bringen. Rotthier’s wahrnehmbare Eingriffe in die ursprünglichen Finca sind auf leichte Pinselstriche begrenzt, gerade genug, um sich dem modernen Lebensstil- und raum anzupassen. Die Charakteristischen Interventionen des Belgiers sind zum Beispiel:
·Erweitern der Grösse der Fenster und das Platzieren von Oberlichtern auf dem Dach um mehr Lichteinfall in den Innenraum zu ermöglichen, da die ursprünglichen Fincas innen eher etwas dunkel waren.
· Erhöhung der Decken in den niedrigsten Räumen, wie die Schlafzimmer im Obergeschoss.
· Erweiterung der Verbindungen zwischen den Räumen und das Öffnen neuer Türen nach aussen um neue Terrassen und Freiflächen zu schaffen, und somit das Haus an einen modernen, mediterranen Lebensstil anzupassen.
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· In neu erstellten Häusern wurden im Allgemeinen die Räume erweitert.
· Der Putz einiger seiner Häuser enthält Pigmente, Ocker und Erde, die den Bau noch stärker in die Landschaft integrieren. Andere hingegen sind weiss getüncht wie die traditionellen Bauernhöfe.
· Wenn die Decken erneuert werden mussten, war es typisch für Rotthier Techniken zu benutzen, die man in den traditionellen Häusern an der Küste und in den Lagunen in der Region Valencia findet, bei denen Schilf beim Deckenbau verwendet wurde.
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Die Methode die Rotthier verwendet bei der architektonischen Gestaltung und Produktion war Gegenstand zahlreicher Veröffentlichungen, von denen vor allem drei hervorstechen: Maisons sur l’île d’Ibiza (1990), Arquitecturas arquitectónicas Ibiza (1997) und XXX à Ibiza (2003). Diese drei Publikationen sind bedeutsam, weil sie nicht nur darauf beschränken die architektonische Disziplin Rotthier’s zu beschreiben, sondern auch den Hintergrund einer ideologische Bewegung erklären, die ihre Wurzeln in der Hippie-Gegenkultur hat, die sehr präsent war unter jungen Menschen in Ibiza in den 60er und 70er Jahren.
In den frühen siebziger Jahren in Spanien überschneiden sich der Niedergang der Diktatur und der Beginn der Industrie des Massentourismus, wo die Befreiung und Unterdrückung sich die gleiche Bühne teilen. Vor allem in Ibiza, koexistiert die neue Mentalität der sozialen Offenheit mit der letzten Manifestation der traditionellen Kultur und Wirtschaft.
Es ist in jenen Jahren, als Rotthier, mit seinem Freund dem Fotografen Philippe de Gobert, verschiedene Aktivitäten im Zusammenhang mit unabhängig organisierten Happenings durchführen, in einem Umfeld, das das Bewusstsein des Individuums in Bezug auf seine natürliche Umgebung fördert. Dies sind soziale und künstlerische Bewegungen beeinflusst direkt oder indirekt von den Positionen und Ideen des Mai ’68, Allan Watts und Mircea Eliade, die die Nutzung erneuerbarer Energien bewerben und die Verwendung von Öl und seinen Derivaten sowie die Kernenergie ablehnen. Künstler, Schriftsteller, Architekten, Fotografen, Filmemacher, und andere waren die Wegbegleiter von Rotthier seit seiner Ankunft auf der Insel.
In gewisser Weise entflieht Rotthier seinem Geburtsland Belgien und der Architektur so wie sie sich zu der Zeit darstellte, und erlebt in Ibiza eine grundlegende Verwandlung der Konzepte und Ziele des Berufes. Er erliegt sofort der Faszination und der Ehrlichkeit der Bauweise der ländlichen Häuser, die er anfangs aus einem wissenschaftlichen, ethnografischen Blickwinkel betrachtet um den Grund für diese Faszination zu verstehen um kurz darauf die Regeln zu erlernen.
Finca Ibicenca (Foto: Kelosa CC BY 2.0)
Sein eigenes Haus dient ihm in den 70 Jahren als Labor und er bringt eine der umfassendsten Studien zu Papier, die je über die traditionellen Kultur, den Lebensraum und die Gebräuche gemacht wurden. Danach setzt er dieses Wissen in die Praxis um in Neubauten und Renovierungen alter ibizenkischer Bauerhäuser, die sonst sehr warscheinlich zerstört worden wären durch Zement und „Fortschritt“. Parallel dazu widmete der belgische Architekt einen immer größeren Teil seiner Zeit zur Aufklärung über die Vorteile der ländlichen Häuser sowie zur Verbesserung der ländlichen Gebiete und Dörfer der Insel.
Rotthier setzte seine persönliche Faszination um in soziales Bewusstsein. Wie in XXX à Ibiza (2003) erklärt wird, benötigt es eine andere Form von Verständnis der Architektur und Lebensqualität in einer Umgebung, in der seiner Meinung nach die Vergangenheit und Gegenwart inkohärent kollidieren, mit grossen Sprüngen und wenig Kontinuität. Darüber hinaus war es offensichtlich, dass der begrenzte physische Raum der Insel dem Druck der Makro sozialen und wirtschaftlichen Situation nicht Stand halten konnte.
Philippe Rotthier ist der Antagonist des vorherrschenden Modells der urbanistischen Ausbeutung, mit einem starken Widerstand gegen die meisten Elemente, die dieses Modell definieren. Seine Prinzipien werden ersichtlich in den traditionellen Arbeitsmethoden (einschliesslich eines Teams von Handwerkern), bei der Renovierung alter Gebäude. Eine Arbeitsmethode die das Umfeld miteinbezieht oder die Privatsphäre als Ziel der Bauarbeiten berücksichtigt; im Gegensatz zu dem gemeinsam signifikantem und wirtschaftlich rentablen.
Ausserdem baut der Belgier in kleinen Zahlen und langsam. Nichts desto Trotz enthält diese begrenzte Aktivität mehr Wissenschaft als die zeitgenössische Produktion der 70-ziger und 80-ziger. Laut Rotthier „kann man keine Zeit sparen, und kann die einheimische Architektur nicht simplifizieren noch industrialisieren“. Die ibizenkischen Bauernhäuser entstehen aus dem Boden, und sind in den Formen der Landschaft integriert. Erbaut mit den Händen der Bauern die den Boden bearbeiten, aus dem sie die Materialien für den Hausbau entnehmen die auch diejenigen sind, die minimalen Transport erfordern und die geringste Veränderung der Landschaft bewirken.
Rotthier war zudem ein Katalysator der den Einfluss seiner Aktionen verbreitete in Zusammenarbeit mit vielen seiner Mitarbeitern und Weggefährten, sowie Reisenden, Ansässigen, Landbewohnern und Städtern; neue und alte Zeugen der Insel. Viele Architekturstudenten machten ihre Lernpraktiken mit Rotthier, der alles getan hat um sie zu unterstützen und ihre Kreativität zu fördern, und um bei der Verbreitung der Architektur und der Künste beizutragen so wie sie sich in den Archives de l’Architecture Moderne (AAM) darstellen.
Der belgische Architekt hat viel bei der Erhaltung des natürlichen und kulturellen Erbes von Ibiza beigetragen, und hat zu einem entscheidenden Zeitpunkt das Bewusstsein der Einwohner, und damit der Politiker, dafür gefördert in dem er die Idee verbreitet hat und davor gewarnt hat, dass die überproportionale Entwicklung unweigerlich zu Raubbau führt, und dies ein dramatisches Ende für die Charme und Schönheit der Insel bedeuten.
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Die Erhaltung des kulturellen Erbes und der Umweltschutz eines Ortes hat einen direkten Einfluss auf den mittel- und langfristigen Status dieses Ortes, und verhindert gleichzeitig eine zu starke Abhängigkeit vom Massentourismus, der alles in allem das am wenigsten treue Publikum repräsentiert und nur für wenigen Unternehmern wirklich profitabel ist. Das inhaltsgeprägte Wachstumsmodell, das Ibiza seitdem erlebt hat, hat sich als Substanzreicher erwiesen, was an den jährlichen Rekordzahlen an Besuchern zu erkennen ist und heute ist Ibiza weltweit eine Referenz für den Luxustourismus. Nach dem Erkennen des eigenen Potentials, liegt der Schlüssel zum Erfolg für eine Insel mit einem sehr kleinen Territorium (572 km²) darin zu diversifizieren, und zu versuchen, den Status der Besucher zu erhöhen, indem spezifische politische Massnahmen ergriffen werden wie den Neubau von Hotels auf Fünf-Sterne-Hotels zu begrenzen. Heute fördert man den Tourismus ausserhalb der Hochsaison um somit den Druck der Saisonalität zu verringern, eine weitere Massnahme, die positiv ist, vor allem für die Art des Tourismus, die davon angezogen wird.
Seit 2006 teilt Philippe Rotthier seine Zeit zwischen Ibiza, Brüssel und Polynesien wo er in einem Bezirk auf der Insel Tahaa sein eigenes Haus mit lokalen Materialien baute. Im Jahr 2011 gründete er das Museum für Architektur – La Loge in Brüssel, das der zeitgenössischen Schöpfung gewidmet ist.
Rotthier Prize 2017
Quellen:
Rotthier, P et Joachim, F. (1981). Ibiza. Le Palais Paysan. Eivissa: T.E.H.P./A.A.M.
Rotthier, P., Culot, M., Loze, P., Thiébaut, A., Breitman, M., Marí, B. et Mierop, C. (1984). Maisons sur l’ile d’Ibiza. Bruxelles: Archives d’Architecture Moderne
Rotthier, P., Culot, M., Marí, A., Planells, C., De Gobert, P., Marí, B. et Mierop, C. (1996). Architectures. Bruxelles: TEHP/A.A.M.
Rotthier, P. and Gobert, P. (2003). Treinta años en Ibiza, 1973-2003. [Sant Josep]: TEHP.
Oxford Index. Entry: Rotthier, Philippe. [online] Consulted: 15/12/2016
European Prize of Architecture Philippe Rotthier. Official Site. [online] Consulted: 10/01/2017
Archives d’Architecture Moderne. Official Site. [online] Consulted: 11/01/2017
Ferrer Abarzuza, A. (1974). La casa campesina de Ibiza. Madrid: Narria. [online] Consulted: 10/01/2017
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